Am Platz der Zartheit

Als du mich fragtest, was geschieht mit ihm,

blieb ich kahl und still, doch sprach er im Sinn.

Er trat den Verstand, zeigte sich ohne Wand.

Jenseits des Talrands, am Platz der Zartheit,

in Verzicht auf Wörter, streckt die Hand aus.

Befreit von Sehnsucht, schenkte er Zuneigung.

Unerwartet kam die Nacht, sie brachte Angst und Leid,

in dem Land der Ferne hörte man die Menschen,

sie jammern laut, sie hämmern und bedeckten sich mit Mauern.

Doch die Botschaft kam einst, sie brachte das Eis.

Jenseits des Talrands, am Platz der Zartheit,

übernahm die Kälte, zerbrach die Wärme.

Er schloß die Augen, ließ die Hände fallen.

Ohne Wunsch und Wehmut, suchte er längst den Ruf.

Mehran Sherkat Naderi

So bescheiden, einsam

Sie erhebt die Hände und verbeugt sich mit Ehre,

sie schließt die Augen und schluckt die Welten.

In die Tiefe sinkt sie, die graue Feder,

nicht zum Himmel strebt sie, nein, zum Erdenkern nieder.

Sie dreht und fällt, sie eilt nicht sehr.

Sie fliegt Schicht um Schicht und bringt sich zum Licht.

Im Brunnen ist es hell, die Sonne verbirgt sich dort, fern.

Sie trennte sich von Gott, so bescheiden, einsam.

Die graue Feder suchte nach Wahrheit,

sie fragt den Kern, was will ich nun mehr?

Mehran Sherkat Naderi

Tanzende Augen

Der Atem liest eine nächtliche Geschichte vor

und Gedanken fegen die Bilder.

Das Herz flüstert ins Ohr: Oh, wie flüchtig war die Zeit.

Die Augen tanzen im Schein des Mondes,

mit leisem Lächeln umarmen sie die Schatten.

Mehran Sherkat Naderi

Im Schweigen singt sie

Im Schweigen singt sie, ein Klang im Ohr.

Mein Gedächtnis malt mit, farbprächtig empor.

Sie erfüllt den Raum, die Brise, duftend,

nicht greifbar ist sie, sanft, flüchtig, und still.

Mit Freude rief ich, ach bleib noch länger.

Das Lächeln war so still, der Blick zu mächtig.

Ich verweilte seit einst, in Erwartung, in Glut,

zwischen Tag und Nacht, im Zwielicht, in Ruh’.

Mehran Sherkat Naderi

So bunt, so still

So bunt, so still,

neigen sich die Weiden,

so sanft und gewandt,

fallen die Tränen.

Ein Hauch von Duft,

ein Hauch von Glück,

ein Tanz mit Wut,

ein Bild der Sehnsucht.

Der gutmütige Wind vereint sie im Blick,

doch in der Tiefe,

berühren sie sich nie.

Sie zittern hin und her,

tragen keine Gedanken mehr,

der Tag verharrt warm,

das Laub flammt auf.

So bunt, so still,

fallen die Weiden,

so sanft und gewandt,

reichen sie sich die Hände.

Mehran Sherkat Naderi


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Hauch

Auf der Seite des Gartens, in der Weite am Baum, streichelt der Tag
die Knospe im Haar.

Und die Erde singt das Lied, der Fluss wird zu wild, strahlend kommt der Wind, die Knospe tanzt gern mit.

Auf der Seite des Gartens, es erwacht ein Märchen. Ein Traum wird Wahrheit, dieser Raum ohne Wand.

In die Ferne, in Feldern wird Freude zum Redner, die Knospe ruft und blüht, verglüht wie ein Duft.

Mehran Sherkat Naderi

Fragen

In all diesen Jahren,

stellten wir uns eine Frage:

Wie beantworten wir die Fragen?

Es ist kaum zu glauben,

die Antwort auf die Fragen

tragen sie selbst – die Fragen.

Mehran Sherkat Naderi

Verborgenes Porträt

Ein einzelnes Wort küsst die Wange,

eine Geste setzt Strahlen ins Herz

und nur ein Augenblick,

der die Welten verschiebt.

Doch gleichwohl,

verweilen manche Blicke flüchtig;

ein Meer aus Worten umspült das Ohr,

und doch verankert sich keines im Moor.

Aus der Ferne nähern sich die Reigenden,

das Gesicht ist verzerrt und die Lider sind gesenkt.

Wir sind nah in der Weite.

Wir sind,

weit an der Kante.

Mehran Sherkat Naderi